21. Januar 2019

SBB Frauen

SBB Frauen feiern das Jubiläum zu 100 Jahren Frauenwahlrecht (in Sachsen) bei der Festveranstaltung im Sächsischen Landtag

  • Foto: SBB Frauen
    Stellvertretende SBB Frauenvorsitzende Gabriele Stuhr bei der Veranstaltung

Am 18. Januar 2019 lud der Landesfrauenrat Sachsen e.V. parteiübergreifend gemeinsam mit den Fraktionen des Sächsischen Landtages unter der Schirmherrschaft des Sächsischen Landtagspräsidenten Dr. Matthias Rößler zur Festveranstaltung „100 Jahre Frauenwahlrecht (in Sachsen)“ in den Sächsischen Landtag ein.

Bereits in seinem Grußwort rief Dr. Matthias Rößler den Gästen ins Gedächtnis, dass „demokratische Teilhabe […] nicht selbstverständlich“ sei. „Es ist wichtig, dass wir uns den Mut der Frauen von damals in Erinnerung rufen!“

Dies geschah insbesondere mit der Wiedergabe der ersten Rede einer weiblichen Abgeordneten in der Sächsischen Volkskammer am 4. März 1919. Helene Wagner kritisierte scharf die „Deutschland über alles Politik“, welche zur Hungersnot geführt hatte und formulierte beeindruckend und klar ihre Forderungen, wie die ungerechte Nahrungsmittelverteilung beseitigt werden sollte.

Der Rückblick auf historische Protokolle des Sächsischen Landtages von 1919 bis 1933 verdeutlichte in den Worten von Hedwig Dohm: „Man kommt sich auf dem Gebiete der Frauenfrage immer wie ein Wiederkäuer vor“! Damals wie heute muss über selbstbestimmte Schwangerschaft und Schwangerschaftsabbruch diskutiert werden. Obgleich die Phrase „die Frau gehört ins Haus“ bereits 1930 als überholt galt, ist sie auch heute noch nicht aus dem Diskurs verschwunden.

Wie Petra Köpping, die Sächsische Staatsministerin für Gleichstellung und Integration, in ihrem Grußwort anführte, sind „100 Jahre […] in der Geschichte eines Landes keine lange Zeit“! Frauen seien immer noch in den verschiedensten Ämtern und Entscheidungsgremien unterrepräsentiert, die politische Partizipation sowie die Teilhabe im Erwerbsleben hätten sogar einen Rückschritt erlebt. Eine Lösung könne laut Köpping Parität sein, denn die Gesellschaft brauche das Wissen und die Sichtweisen von Frauen. Ein modernes Gleichstellungsgesetz für Sachsen sei auf jeden Fall längst überfällig und dringend notwendig.

Auch Prof. Dr. Maria Wersig, Präsidentin des Deutschen Juristinnenbundes e.V., betonte in ihrem Vortrag die zu verzeichnenden Rückschritte der politischen Teilhabe von Frauen. Aktuell sind weniger als 1/3 der Abgeordneten weiblich – ein Rückfall auf den Stand von vor 20 Jahren. Dabei ging es mühsam voran. Während am 19.1.1919 sogleich 9% Frauen in die Nationalversammlung gewählt wurden, konnte diese Zahl im Deutschen Bundestag erstmalig 1983 überschritten werden. Das Ziel müsse aber Parität sein. „Gleichberechtigung ist ein Versprechen, dass täglich aufs Neue eingelöst werden muss“! Denn die strukturellen Barrieren wie Männernetzwerke sowie die Geschlechterstereotype würden nach wie vor die Teilhabe der Frauen verhindern.

„Seid wählerisch!“ mahnt somit folgerichtig das Plakat der Kampagne Frauen.Wahl.LOKAL.Oberlausitz, welche zum Abschluss vorgestellt wurde. Die Initiative verfolgt das Ziel, Frauen zur Wahrnehmung ihres aktiven und passiven Wahlrechts zu bewegen, was im Hinblick auf die diesjährige Landtagswahl von elementarer Bedeutung ist.

Die gelungene Veranstaltung klang mit „Iam a superwoman“ von Rebecca Fröhlich & Deborah S. Krupa der Gruppe „Still movin‘“, welche den Vormittag musikalisch untermalte, harmonisch aus. Im Anschluss konnte die Wanderausstellung „100 Jahre Frauenwahlrecht“ besucht werden, welche noch bis 21.Februar 2019 im Bürgerfoyer des Sächsischen Landtages zu sehen ist.