Kann eine Beschränkung der Teilzeitregelungen den Fachkräftemangel beseitigen? Die im Freistaat Sachsen aufkommende Forderung die Regelungen zur Gewährung von Teilzeit zu beschneiden oder gar ganz aufzuheben impliziert, dass damit Arbeitsvermögen gewonnen werden kann und dem Fachkräftemangel somit entgegengewirkt wird.
Schaut man sich im öffentlichen Dienst des Freistaates Sachsen die Zahlen zur Teilzeitbeschäftigung mal etwas genauer an, wird schnell klar, dass dies ein Trugschluss ist! Man kann hier mehrere große Gruppen voneinander unterscheiden, denen jeweils auch bestimmte Gesetzlichkeiten – nach dem Teilzeit- und Befristungsgesetz, dem Elternzeitgesetz, dem Pflegezeitgesetz und dem Familienpflegezeitgesetz- zugrunde liegen.
Eine erste Gruppe umfasst diejenigen, welche Kinder unter 18 Jahren zu betreuen haben.
Eine zweite Gruppe diejenigen, welche einen pflegebedürftigen Angehörigen betreuen. Für beide Gruppen gibt es aus gutem Grund klare gesetzliche Festlegungen.
Eine dritte Gruppe umfasst jene, welche aufgrund krankheitsbedingter Einschränkungen - in der Regel mit einem ärztlichen Attest nachgewiesen - weniger arbeiten wollen. Diese Arbeitnehmer zur Vollzeit zu drängen birgt das eindeutige Risiko, dass sie ganz ausfallen.
Eine weitere Gruppe besteht aus älteren Arbeitnehmern, die durch „normale“ altersbedingte Einschränkungen an die Grenze ihrer Arbeitsbelastung kommen.
Was jetzt noch bleibt, ist eine niedrige Prozentzahl von Arbeitnehmern in Teilzeit mit anderen Gründen. Dieser kleine Teil könnte bei Nichtgewährung der Teilzeit sicherlich nicht dazu beitragen, den Arbeitskräftemangel zu beheben.
Die entscheidende Frage ist doch, warum Arbeitnehmer freiwillig auf Geld verzichten? Die wenigsten tun dies, damit die „Work-Life-Balance“ stimmt. Anstatt die Axt an die wohl berechtigten Gründe für Teilzeit zu legen, sollte man seitens verantwortlicher Politiker lieber über flexible Arbeitszeitkonten, Home Office, Gleitzeit mit Funktionszeit und ähnlichen nachdenken. Dies entspricht einer sich schnell veränderten, digitalen Arbeitswelt und dem demografischen Wandel. Um neue Fachkräfte zu gewinnen und zu halten muss man Arbeitsbedingungen verbessern - nicht verschlechtern! Der SBB Beamtenbund und Tarifunion Sachsen ist gern bereit über die zuvor genannten Rahmenbedingungen in konstruktive Gespräche einzutreten.
Aktuelle Pressemeldung vom 13.05.2024
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